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Lehrergesundheit und psychische Belastungen bei Schülern

Zwei Perspektiven aus dem Schulalltag

Foto: © Tobias Bauernschmid

In unserem Klinik-Podcast Berg und See:le sprachen wir mit den Lehrern Matthias „Male“ und Chris Scheitzeneder, die an der Realschule und an der FOS unterrichten, über ein Thema, das in den letzten Jahren zunehmend an Dringlichkeit gewonnen hat: die gesundheitliche Belastung von Lehrkräften und die psychischen Herausforderungen, vor denen viele Schüler heute stehen.

Lehrer unter Druck – Wie sich der Berufsalltag verändert hat

Beide Lehrer bestätigen: Der Stress im Lehrberuf ist real – und er hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Zwar sind die Anforderungen anderer Art als in der freien Wirtschaft, doch gerade die emotionale Komponente spielt im Schulalltag eine große Rolle. Das „Produkt“ ist eben ein Mensch. Viele äußere Faktoren, wie z.B. höhere Erwartungen der Eltern, ein hohes kritisches Anspruchsdenken der Schüler sowie komplexere Bedürfnisse der Schüler – Stichwort Inklusion, psychische Belastungen und sozialer Kontext – tragen dazu bei, dass immer mehr Lehrer „eine Auszeit nehmen müssen“ und Warnsignale von Körper und Psyche übersehen.

Hinzu kommt, dass viele Lehrer, neben dem Unterricht, mit zusätzlichen Projekten und Gremienarbeit sowie unklaren politischen Rahmenbedingungen konfrontiert sind…

Psychische Belastungen bei Schülern

Beide Lehrer machen in ihrer täglichen Arbeit häufig die Erfahrung, dass Schüler große Angst haben zu versagen oder falsche Entscheidungen für ihre Zukunft zu treffen. Selbst kleine Rückschläge können bei ihnen starke Sorgen um den weiteren Lebensweg auslösen. Deshalb führt z.B. Chris Scheitzeneder regelmäßig Vier-Augen-Gespräche mit seinen FOS-Schülern, um sie aufzufangen und ihnen Orientierung zu geben – bewusst, weil er weiß, wie gnadenlos perfektionistisch viele junge Menschen mit sich selbst umgehen.

Während Schwächen den Schülerinnen und Schülern meist leicht auffallen und benannt werden können, fällt es ihnen oft schwer, ihre eigenen Stärken zu erkennen und zu formulieren. Die Vielzahl an Möglichkeiten und äußeren Einflüssen sorgt zusätzlich für Orientierungslosigkeit. Fragen wie „Was will ich wirklich?“, „Wo liegen meine Talente?“ oder „Welcher Beruf passt zu mir?“ beschäftigen sie ständig und erzeugen Druck.

Ein weiterer entscheidender Faktor für die psychische Gesundheit ist die intensive Mediennutzung. Kurze Aufmerksamkeitsspannen, hoher Konsum und ständige Vergleiche in sozialen Netzwerken können sich negativ auf das Selbstbild und die Konzentrationsfähigkeit der Jugendlichen auswirken.

BRIADA, zwei Männer stehen nebeneinander und lehnen sich aneinander

Was Schulen brauchen

Aus Sicht der beiden Lehrer braucht es heute vor allem mehr Raum für Persönlichkeitsentwicklung und Talententfaltung. Statt Defizite in den Mittelpunkt zu stellen, wäre es hilfreich, Stärken zu fördern und Lerninhalte bewusst mit der Lebensrealität der Jugendlichen zu verknüpfen – etwa durch Themen wie Medienkompetenz oder praktische Alltagsbildung. Gleichzeitig wünschen sie sich mehr strukturelle Entlastung und zusätzliche psychologische Unterstützung, damit sowohl Lehrkräfte als auch Schüler frühzeitig und niedrigschwellig Hilfe erhalten können.

Ihr wollt mehr zu diesem Thema erfahren? Dann hört gleich mal in die Podcast-Folgen mit Male und Chris Scheitzender rein!