Scroll

Auch Polizisten sind Menschen

Mut zur Lücke statt Perfektionismus und Helfersyndrom

In der öffentlichen Wahrnehmung gelten Polizistinnen und Polizisten oft als unerschütterlich, belastbar und stets kontrolliert. Sie sind rund um die Uhr im Einsatz,  treffen Entscheidungen in Sekunden, strahlen Stärke und Autorität aus und doch steckt hinter dieser Fassade ein Mensch. Ein Mensch mit Zweifeln, mit Ängsten, mit eigenem inneren Druck, der oft über Jahre hinweg ignoriert wird. Aber: Auch Polizisten dürfen schwach sein. Auch sie brauchen Hilfe. Und das zu erkennen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Größe.

Der Druck, ständig funktionieren zu müssen

Viele in polizeilichen Berufen entwickeln über Jahre hinweg ein übersteigertes Pflichtbewusstsein. Fehler scheinen keine Option zu sein. Alles muss perfekt sein – das Verhalten, die Leistung, die Wirkung nach Außen. Dieser innere Perfektionismus beginnt oft schon in der Kindheit durch hohe Erwartungen, strenge Maßstäbe aber gut gemeinte Erziehungsprinzipien. Die Botschaft, immer funktionieren zu müssen, gräbt sich tief ein. Das erzählt auch der Polizist Christian Gieselmann in unserer neuen Podcast-Folge.

Verdrängnis bis zum Zusammenbruch

Oft dauert es Jahre, bis man erkennt und sich eingesteht, dass man Hilfe benötigt. Vieles wird übergangen: Schlafstörungen, Gereiztheit, innere Leere, das Gefühl, nicht mehr sich selbst zu gehören. Statt auf seinen Körper zu hören und innezuhalten, wird weitergemacht – aus Pflichtgefühl, aus Angst vor Stigmatisierung oder auch aus Scham. Schließlich ist man der Auffassung, man sei derjenige, der helfen soll und nicht der, der Hilfe braucht. Diese Denkweise ist nicht nur falsch, sondern auch gefährlich. Denn sie führt dazu, dass Warnsignale übergangen und Probleme verschleppt werden, bis es nicht mehr geht.

Therapie: Kein Zeichen von Schwäche, sondern ein mutiger Schritt

Der Weg in die Therapie fällt den meisten Menschen schwer. Dabei ist genau dieser Schritt oft der erste zu echter Veränderung und Verbesserung – der erste Schritt zu sich selbst. Zu erkennen, dass man nicht mehr kann, dass man nicht alles im Griff hat und man sich verloren fühlt erfordert Mut. Aber genau dieser Mut öffnet die Tür zur Heilung.

In der therapeutischen Auseinandersetzung wird deutlich: Es geht nicht darum, perfekt zu sein.
Es geht darum,

  • ehrlich zu sich zu sein
  • zu erkennen, warum man so funktioniert, wie man funktioniert
  • zu erkennen, woher der Druck kommt
  • zu erkennen, warum man sich selber immer wieder übergeht
  • und wie man gesündere Wege findet, mit sich und den eigenen Ansprüchen umzugehen

Gemeinschaft statt Isolation

Neben der Therapie ist der Austausch mit anderen Patientinnen und Patienten ein zentraler Heilfaktor. Die Erkenntnis, dass man in seiner Situation nicht alleine ist und dass es Menschen mit ähnlichen Geschichten und Problemen gibt, ist für viele entscheidend. Dieser Perspektivwechsel – weg vom Gefühl des Alleinseins hin zum Miteinander – ist essenziell und schafft Verständnis, Verbindung und Entlastung. Er hilft, en Scham zu verlieren und offen für neue Perspektiven zu sein.

Neue Grenzen setzen

Der Schritt vom Klinikaufenthalt zurück in den Alltag ist oft mit Unsicherheiten verbunden. Die geschützte Umgebung der Therapieeinrichtung wird verlassen und der Alltag wartet mit all seinen Anforderungen auf einen. Doch mit dem, was man gelernt hat, ändert sich auch der Umgang mit diesen Anforderungen. Es geht nicht darum, alles zu 150 % zu machen. Es geht darum zu erkennen, dass man Fehler machen darf, auch mal etwas liegen lassen darf und dass 100 % ausreichen. Dass man sich im Alltag auch den „Mut zur Lücke“ erlauben darf – ohne schlechtes Gewissen.

Hilfe annehmen ist Stärke

Selbstfürsorge ist kein Egoismus, sie ist Voraussetzung für nachhaltige Leistungsfähigkeit, psychische Gesundheit und Menschlichkeit im Beruf. Wenn man merkt, dass etwas nicht stimmt, dann ist es keine Schwäche, sich Hilfe zu holen – es ist eine Stärke. Offen sein, es zulassen, darüber sprechen, Das ist der erste Schritt zur Veränderung.

Fazit

Es ist höchste zeit, ein gesellschaftliches Klima zu fördern, in dem psychische Gesundheit auch im öffentlichen Dienst kein Tabu mehr ist. Wer Verantwortung für andere übernimmt, muss auch Verantwortung für sich selbst übernehmen – offen, ehrlich und ohne Angst vor Verurteilung. Perfektion ist keine Voraussetzung für ein erfülltes Leben. Manchmal ist es genau das Zulassen von Unvollkommenheit, das uns frei macht.

Lust auf mehr?

Wenn Sie dieses Thema interessiert, empfehlen wir Ihnen unsere Podcast-Folge „Auch Polizisten sind Menschen“. In unserer neuen Folge Berg & See:le spricht Markus Sturm mit dem Polizisten Christian Gieselmann über genau diese Herausforderungen und darüber, wie er nach einem Zusammenbruch in unserer Klinik ChiemseeWinkel neue Wege zur Gelassenheit und innerer Balance fand.

Unsere Behandlungsschwerpunkte

Unser ärztliches und therapeutisches Team ist dank umfassender Expertise in der Lage, ein breites Spektrum an Beschwerdebildern abzudecken.

mehr erfahren

Haben wir Sie damit angesprochen?

Bitte nehmen Sie Kontakt zu uns auf!

Wir beraten Sie unverbindlich, welche individuellen Möglichkeiten der Behandlung Sie bei uns vorfinden und wie Sie schnellstmöglich in unserer Klinik ChiemseeWinkel aufgenommen werden können.

Bitte nutzen Sie unser Formular zur Übermittlung Ihrer Kontaktdaten und eines Zeitfensters, wann wir Sie am besten erreichen.
Sie erhalten zur angegebenen Zeit unseren Rückruf.